Montag, 3. Oktober 2016

Buchrezension: "REVIVAL" von Stephen King

Hallo ihr Lieben!
Nach einer langen Zeit der Abwesenheit melde ich mich heute mal wieder mit etwas altbewährtem: einer Buchrezension!
Es geht um das Buch Revival, dessen deutsche Fassung erst letztes Jahr erschienen ist, daher ist es ja noch recht aktuell.
Gekauft habe ich das Buch übrigens am Samstag, durchgelesen habe ich es heute morgen noch. Zwei Tage sind eine ganz gute Quote, finde ich.

Originaltitel: Revival
Verlag: Heyne
Seiten: 528 (Taschenbuch)
Erscheinungsjahr: 2016 (diese Ausgabe)


Umschlagtext:
GLAUBE. UNHEIL. ABKEHR. SUCHT. WISSBEGIER. BESESSENHEIT. TOD. JENSEITS.
Über den kleinen Jamie legt sich ein Schatten, den er sein Leben lang nicht loswerden soll. Er wird immer mehr in die dämonischen Versuche eines vom Glauben abgefallenen Predigers verstrickt. Und dann steht das finale Experiment an.

Rezension
Nach diesem vielversprechenden Klappentext und der Covergestaltung bin ich mit hohen Ansprüchen ans Lesen gegangen. Meine Erwartungen waren in etwa folgende: Wahnsinniger Pfarrer kehrt Gott den Rücken zu und betet den Teufel an, führt satanische Experimente mit dem kleinen Jamie durch und beschwört am Ende mit seinem finalen Experiment das totale Böse. Total irre, total krank, erschreckend, übernatürlich.
Ich will und werde zwar nicht spoilern, aber denjenigen, die bis jetzt die gleichen Erwartungen hatten, wie ich, kann ich nur eines sagen: Nein.
Das Buch an sich war nicht schlecht (wie könnte ich ein Werk Stephen Kings jemals als schlecht abtun?), ich bin nach wie vor ein Anhänger seines Schreibstils, aber das Buch war teilweise echt laff. Und der "beängstigende" Schluss, von dem unter dem Klappentext gesprochen wird, ist auch nicht viel zu sehen.
Das Finale des Buches war meiner Meinung nach zu kurz und zu wenig imposant, die Gefahr war mir auch nicht wirklich gefährlich genug.
Die "Nachwirkungen" haben es echt nochmal rausgezogen, da wurde es dann wieder interessant, aber wäre es bei diesem Finale geblieben, hätte ich von einem Kauf definitiv abgeraten.
Was mich außerdem gestört hat, war, dass die Beschreibungen Kings diesmal so dürftig ausgefallen sind. In anderen Büchern beschreibt er jede noch so ekelige Angelegenheit bis ins kleinste Detail und nimmt kein Blatt vor den Mund, hier war das allerdings etwas anders.
Zwei Beispiele (wieder ohne zu spoilern):
1) Es gibt im Buch an drei Stellen Beziehungen, die vielleicht nicht ganz der Norm entsprechen und jedes mal habe ich es nicht verstanden, bis King es einmal deutlich gesagt hat. Das kann man ja einmal so als Stilmittel bringen, dass man es so lange schwammig andeutet, ohne dass der Leser es versteht, bis die Auflösung unumgänglich ist und der Leser dasitzt und sagt "Mensch, da hätte ich auch selbst drauf kommen können!". Aber drei Male werden dann echt nervig, zumal ich bei zwei Konstellationen rückblickend auch nicht sagen könnte, dass ich von alleine darauf gekommen wäre oder dass es irgendwelche Andeutungen gab. Das kam teilweise so aus dem Nichts.
2) Oft gibt es in Kings Büchern ja irgendwelche übernatürlichen Wesen, so kurz ihr Auftritt auch sein mag. Im Normalfall sind die dann sehr passend beschrieben: So deutlich, dass man eine Vorstellung davon hat, was King erzählen will und undeutlich genug, dass es noch Platz für eigene Imagination gibt. Diesmal fand ich die Beschreibung so merkwürdig, ich konnte mir exakt gar nichts unter diesem Wesen vorstellen und ich hätte gerne mal eine Zeichnung oder so etwas, um zu sehen, was King genau sich vorgestellt hat, damit so eine Beschreibung darauf passt. Das finde ich nämlich schrecklich, eine Geschichte zu lesen und überhaupt kein Bild im Kopf zu haben.

Aber genug gemeckert, kommen wir zur Gesamtbewertung:
Der Anfang des Buches mit der Kindheit Jamies fand ich ganz interessant und das Kapitel "Nachwirkungen" war sehr gut, alles andere war mehr oder weniger für die Katz.
Ich habe das Buch ja auch sehr schnell durchgelesen, weil ich endlich wissen wollte, wie das Finale aussieht; da wurden meine Erwartungen dann ja leider enttäuscht.
Schlussendlich kann ich nicht verstehen, wieso das Buch auf Amazon 4 von 5 Sternen hat, ich würde da eher 2,5 von 5 Sternen sehen. War jetzt nicht besonders gut, wie aus meiner Rezension ja sehr deutlich herausgegangen ist, aber ich halte das Buch auch nicht für den letzten Dreck, falls das jemand so verstanden hat.
Ich würde also vom Kauf nicht komplett abraten, aber meine Empfehlung ist es, vielleicht nach einem älteren King-Buch Ausschau zu halten. Die sind zwar doppelt so teuer (Revival als Taschenbuch kostet nur 9,99 Euro!), aber auch doppelt so gut.

Und bevor ich diesen Post beende, will ich noch einmal etwas generelles zu Stephen King loswerden:
Ich bin nach wie vor ein großer Fan, allerdings habe ich den Eindruck, dass seine besten Zeiten vorbei sind. Keins der neueren Bücher, die ich gelesen habe, kommt an die alten heran. Früher hatte er noch diesen verwirrenden und einzigartigen Schreibstil, der Spannung erzeugt hat wie kein anderer, heute hat er sich ganz schön weichspülen lassen und es sind nur noch die Überreste des eigentlichen Kings zu sehen.
Vom Gefühl her schreibt er nur noch irgendwas herunter oder wärmt alte, eigentlich verworfene Geschichten wieder auf, außerdem scheint er bei den Büchern momentan in die Massenproduktion gegangen zu sein und sich keine Zeit und Mühe zu nehmen, wie er das am Anfang getan hat. Aber ist ja egal, kauft ja sowieso jeder, dann kann er ja hinrotzen, was er will.
Schade.

Lieber Herr King, bitte lassen Sie das doch sein und kehren wieder etwas zu ihren Wurzeln zurück! Sie waren nämlich mal absolut grandios.

Enttäuschte Grüße,
Alexandra

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